Historie

Die Geschichte der Johanniter


Von der Gründung bis 1925

Entnommen aus der Festschrift von Carl Knüppel

Billerbeck gehört zu den ältesten Siedlungen im Münsterlande. Zur Zeit der alten Sachsen war es eine Haupt-Götterstätte Die ersten Glaubensboten sollen die Brüder Ewaldi gewesen sein. Als der hl. Ludgerus in die hiesige Gegend kam, fand er bereits Christen vor. Er errichtete hier eine Pfarrgemeinde und baute auch die erste Kirche. Vor gut 1100 Jahren, am 26. März 809, feierte Ludgerus hier in Billerbeck, welches schon zu einem kleinen Dorf angewachsen war, sein letztes hl. Messopfer Er starb noch an demselben Tage, und zwar an der Stelle, wo sich jetzt im Dom die Sterbekapelle befindet. Durch den in Billerbeck erfolgten Tod des ersten Bischofs der münsterischen Diözese wurde unsere Heimatstadt bald ein viel besuchter Ort, dem von verschiedenen Bischöfen mancherlei Vorrechte verliehen wurden. So wurde Billerbeck schon recht früh Stadt, und als solche zu einem festen Platz ausgebaut. Es wurden Walle und Graben um die Stadt gezogen, um Eigentum und Leben der Einwohner und der Bewohner der umliegenden Bauernschaften und Ortschaften zu schützen.
In den damaligen kriegerischen Zeiten hatte Billerbeck viel Zu leiden. Die Befestigungen wurden oft zerstört, und im Winter des Jahres 1589 wurden die Bürger plötzlich von ungefähr 500 holländischen Reitern überrumpelt und vollständig ausgeraubt. Die Reiter nahmen nicht nur das Eigentum der Billerbecker mit, sondern auch alles das, welches die umliegenden Ortschaften aus Furcht vor Überfällen in die Stadt gebracht hatten. Wie oft mögen nun unsere Väter wohl für das Wohl und Wehe ihrer Vaterstadt gekämpft haben? Die Landesfürsten, welche mit ihren eigenen Streitigkeiten genug zu tun hatten, konnten nicht überall helfen und forderten daher die Städte zur Selbsthilfe auf. So entstanden in manchen Orten die Bürgerwehren und in Billerbeck wird es auch so gewesen sein. 
Diese aus der Not der Zeit geborenen Bürgerwehren bilden den Grundstock der Schützengilden und Schützenbruderschaften. Anfänglich standen diese Schützengilden unter der Leitung erfahrener Soldaten und Offiziere. Im Laufe der Jahre verlor sich das Kriegerische. Es wurden Regeln festgesetzt, und die Bruderschaften wählten sich Patrone, meistens den hl. Sebastian. Außerdem bedurften sie der Bestätigung des Landesherrn, der mit dieser gleichzeitig der Bruderschaft noch besondere Vorrechte einräumte. Alljährlich wurde entweder nach der Scheibe oder nach dem Vogel geschossen. Derjenige, welcher den besten Schuss getan hatte, wurde belohnt, an einigen Orten mit Steuerfreiheit, an anderen Orten mit einer ansehnlichen Summe Geldes. Wieder an anderen Orten bekam der beste Schütze Andenken, wie silberne Becher, Löffel und Medaillen; auch der Gebrauch der Königskette ist schon sehr alt. 
Wann nun die ältesten Schützenbruderschaften entstanden sind, lässt sich mit Genauigkeit nicht sagen. In unserer Gegend ist die älteste Schützenbruderschaft wohl die zu Borken, die den hl. Johannes zum Patron hatte und bereits 1323 bestand. Man kann also sagen, dass zu Beginn es 14. Jahrhunderts die Schützenbruderschaften in unserer Heimat auftauchten, denn Borken wird nicht mit seiner Johannisbruderschaft allein geblieben sein Wir finden auch schon um 1407 die Schützengilde in Bocholt. Aber wir brauchen gar nicht soweit zu suchen, denn um 1430 bestand bereits in Coesfeld und in Billerbeck eine St. Antoniusbruderschaft. Die große Schützenbruderschaft zu Münster taucht urkundlich zum ersten Male 1465 auf und die Fabian- und Sebastian-Schützengilde zu Coesfeld wird 1490 genannt. Wir in Billerbeck besitzen leider keine Urkunde mehr aus den früheren Jahrhunderten. 
Das bedeutsamste Beweisstück für das Vogelschießen ist die Königskette der St. Johanni-Bruderschaft. Der Vogel und das Schild, beide aus Silber und an einer silbernen Kette befestigt, stammen zweifellos aus der Zeit um 1600. Der Vogel ist gekrönt, das Schild stellt das Stadtwappen von Billerbeck mit dem heiligen Ludgerus dar, der in der einen Hand den Bischofsstab und in der anderen Hand eine Kirche trägt. Es ist anzunehmen, dass bereits vor dem 30jährigen Krieg in Billerbeck eine Schützenbruderschaft bestanden hat, die dem hl. Sebastian geweiht war, aber während des langen Krieges sich auflöste Die jetzige Kurze Straße trug in früheren Zeiten den Namen Sebastianstraße.
Diese Schützenkönigskette tauchte im Jahre 1756 wieder auf. Sie wurde damals vom Bürgermeister Schräder öffentlich versteigert und van der St.-Johanni-Bruderschaft erworben. Ferner steht in den Aufzeichnungen des Vorstehers der St. Johanni-Bruderschaft, Johann Caspar Rövekamp, folgender Satz: "Der Bruderschaft vom hl. Nepomuk ist vom Richter Reinhartz und vom Bürgermeister und Rat der Stadt Billerbeck dasselbe Recht, auf dem Rathause zu feiern, verliehen worden, wie es bei früherem Vogelschießen der Bürger im Jahre 1691 bereits bestanden hat.
 
Ebenso wird in den Statuten der Ludgerianischen Bruderschaft, welche auch im Jahre 1749 gegründet wurde, zweimal auf die vordem bestandene Schützenbruderschaft hingewiesen. Es heißt da: "Das früher erhobene Musikgeld soll gänzlich fortfallen", ferner: "Die Wahl der Offiziere soll nach altern Herkommen auf Ostermontag stattfinden."
Zuletzt möge noch eine Mitteilung hier angeführt werden, die aus den städtischen Rechnungen des Jahres 1731 stammt, wonach die Stadt in diesem Jahr "als die Gesellen den Vogel geschossen, nach altern Brauch gegeben eine thonne Byer, wofür ausgegeben 2 thaler".
Ein denkwürdiges Jahr in unserer Geschichte ist das Jahr 1749. In diesem Jahre beschlossen die Angehörigen der Ludgeri-Schützenbruderschaft, gewöhnlich "die Junggesellen" geheißen, ihre alten Bruderschaften wieder aufleben zu lassen und wie in früheren Jahren nach altern Gebrauch nach dem Vogel zu schießen. 
Es heißt in der Urkunde von Juli 1749: 
Die hiesige Bürgerschaft hat fast einstimmig und unwiderruflich beschlossen, zu Ehren des heiligen Märtyrers Johannes von Nepomuk den Vogel Zu schießen und eine Bruderschaft aufzurichten. Nach dem "Schießungstag" soll eine hl. Messe gelesen und eine Predigt gehalten werden zu Ehren des genannten Heiligen, durch dessen starke Fürbitte bei Gott dem Höchsten alles übel gnädigst abgewendet werde von diesem Wigbold (Billerbeck) und den benachbarten Ortschaften. 
Nachdem nun die Gründung der Bruderschaft zu Ehren des hl. Johannes von Nepomuk beschlossen war, musste die Genehmigung des Landesherrn noch eingeholt werden. Durch Vermittlung des Freiherrn Franz Karl Anton Xaver von Raesfeld auf Haus Hameren wurde eine Eingabe gerichtet an den Fürstbischof, und dieser hat dann innerhalb kurzer Zeit die Bruderschaft bestätigt. Leider ist die Bestätigungsurkunde nicht vorhanden. 
Die nächste Aufgabe der neuen Bruderschaft war nun die Festsetzung der Statuten. 
Diese lauten: 
1. Alle, welche sich dieser Bruderschaft ohne Zwang angliedern, sollen verpflichtet sein, wenn einer der "Nepomukenischen Bruderschaft mit dem Tode thäte abgehen", es sei Mann oder Frau, der Leiche des oder der Verstorbenen nachzufolgen.
2. Alle, die der Messe oder Predigt für den Verstorbenen nicht beiwohnen ohne "erhebliche Ursache" und welche dann dem Bruderschaftsvorsteher würden angezeigt, sollen verpflichtet sein, 4 Schilling 8 Pfennig zu zahlen als Strafe.
3. Soll jeder verpflichtet sein, "nach geschehener Läutung" vom Rathaus morgens um 9 Uhr sich auf dem Rathaus einzufinden damit die ganze "Confra ternitas" geschlossen der Messe und Predigt beiwohnen und ordentlich vom Rathaus zur Kirche gehen kann bei einer Strafe von 4 Münsterischen Schilling und 8 Pfennig.
Alter Druckstock der St. Johanni-Bruderschaft
 
Im Jahre 1749 feierte nun die St.-Johanni-Schützenbruderschaft ihr erstes Schützenfest. Der bereits erwähnte Freiherr von Raesfeld auf Haus Hameren schenkte den Johanni-Schützenbrüdern das erste silberne Schild. Es war das so genannte Bruderschaftsschild mit dem hl. Johannes von Nepomuk. 
Ob in den ersten Jahren schon die heutige Königskette getragen wurde, ist zweifelhaft. Eigentum der Bruderschaft wurde sie erst später. Aus den ersten Statuten geht hervor, dass das Hauptgewicht auf die Erfüllung der kirchlichen Pflichten der Mitglieder der Bruderschaft gelegt wurde. 
Bei den Prozessionen hatte die Bruderschaft ihren Ehrenplatz so fort hinter dem hochwürdigsten Gute und vertrat die Stelle des heutigen kirchlichen Gesangvereins. In den früheren Jahren war es auch Sache der Johanni-Bruderschaft, für Ordnung innerhalb der Prozessionen zu sorgen Ferner hatte bei allen kirchlichen Angelegenheiten, Trauerfeierlichkeiten und Festgottesdiensten, bei welchen die Johanni-Bruderschaft auftrat, die Kirchenfahne der Bruderschaft ihren Platz auf dem Chore in dem eigens für diesen Zweck angebrachten Fahnenhalter. Durch die Statuten von 1749 und März 1750 wurden hauptsächlich die Begräbnisfrage und die Zugehörigkeitsbestimmungen zur Bruderschaft festgelegt. 
In den weiteren Bruderschaftsgesetzen von 1750 und 1752 ist zum ersten Male die Rede von den Pflichten des Vorstehers und der beiden Scheffer. Diese drei Personen bildeten den Vorstand der Bruderschaft. Sie wurden jedes Jahr im Juli auf der Generalversammlung neu gewählt oder wiedergewählt. Der Vorsteher hatte die Bruderschaft in allen wichtigen Angelegenheiten (Gerichtssachen) zu vertreten. Ferner verwahre er das Eigentum der Bruderschaft. 
Die Schützenfeste der Johanni-Bruderschaft wurde mit großem Aufwand gefeiert. Fast alle Bürger der Stadt, die geistlichen und weltlichen Behörden nahmen daran teil und luden auch wohl öfters ihre Freunde und Verwandten zum Feste ein. Mit der Zeit nahmen diese Einladungen derart überhand, dass sich die Bruderschaft gezwungen sah, dagegen einzuschreiten. Es wurde daher beschlossen, dass für die Folge jedes Mitglied, welches einen Gast einführen wolle, für jeden Gast 3 Schilling 6 Pfennig bezahlen müsse. 
Das Jahr 1756 war ein sehr denkwürdiges in unserer Geschichte. Bis zu diesem Jahre war eine Königskette nicht im Besitz der Johanni-Bruderschaft gewesen. Es bot sich aber eine Gelegenheit, eine Schützenkette zu erwerben, und dieses geschah auch. Der Kaufakt wurde im Protokollbuch schriftlich niedergelegt. Es heißt dort: 
Anno 1756 haben die Herren Gebrüder S. Johanni Nepomuceni als Meist- und Letztbietende gekauft einen silbernen Vogel mit der Kette und ein Schild; wiegt zusammen neun Loth, für 4 R.- Th. 21 Schilling, welche Gelder der Herr Vorsteher Theodor Edelbrock für Vogel, Schild und Kette der Bruderschaft vorgeschossen hat und an Herrn Bürgermeister Schräder richtig bezahlt hat, welche Gelder dem Vorsteher Theodor Edelbrock von der Bruderschaft nächst kommendes Jahr zurückvergütet werden müssen und sollen. 
Die bisherigen Schilder nebst dem bereits vorhandenen Vogel, den der König Mettmann im Jahre 1754 gestiftet hatte, wurden nun an der nun erworbenen Königskette befestigt und getragen.
 
In den Jahren 1757 bis 1762 musste nun leider das Vogelschießen eingestellt werden. Der damals beginnende Siebenjährige Krieg, der das Münsterland sehr in Mitleidenschaft zog, war die Ursache dieser Pause. 
Als im Jahre 1770 das Barvermögen der Johanni-Bruderschaft auf 65 R-Taler angewachsen war, beschlossen die Brüder, in der St. Johanni-Pfarrkirche ein neues Fenster zu stiften. Die Lieferung übernahm Johann Dirk Leiers, die Schmiedearbeiten führte der Schmied Berteken aus. Die Kosten betrugen 12 Taler, 27 Schilling 11 Pfennig. Dieses Buntglasfenster befindet sich in der Sakristei der Kirche von St. Johann. 
In der Mitte des Fensters sah man das Wappen der Stadt Billerbeck mit dem hl. Ludgerus. Auch ein heute nicht mehr vorhandenes Bild im Fenster neben dem Haupteingang der Johannikirche, welches den hl. Johannes von Nepomuk darstellte, war von der Bruderschaft gestiftet worden. Die nächsten Jahre verliefen ohne besondere Ereignisse. Im Protokoll des Jahres 1775, als das Kapital auf 70 Reichstaler angewachsen war, fällt uns auf, dass die Bruderschaft für 10 Reichstaler Gerste zum Bierbrauen kaufte. Bisher war es üblich gewesen, dass die Gerste von den Mitgliedern geliefert wurde.
Das letztere scheint somit wieder aufgegeben worden zu sein. Die Bruderschaft bestand nun bereits 26 Jahre, und noch nie war die Rede von einer Bruderschaftsfahne, und doch muss man annehmen, dass eine Fahne vorhanden war. 
Von einer alten Fahne wird ausdrücklich im Jahre 1787 gesprochen. Es heißt da im Protokoll, dass der Vorsteher die neue, der Fahnenträger die alte Fahne in Verwahr nehmen soll. 
Während des Feldzuges gegen Frankreich im Jahre 1794/95 wurde Billerbeck von lang andauernden Einquartierungen betroffen, und so mussten aus diesem Grunde die Schützenfeste ausfallen. 
Die staatliche Umwalzung zu Anfang des vorigen Jahrhunderts blieb auch in Billerbeck nicht ohne nachteilige Folgen. In den Jahren 1801 und 1802 wurden keine Schützenfeste gefeiert. Erst 1803 konnte wieder 1n althergebrachter Weise ein Vogelschießen abgehalten werden. Allerdings war es auch schon wieder notwendig geworden, durch einen besonderen Beschluss von der gesamten Bruderschaft die einzelnen Mitglieder an ihre pflichten zu erinnern. 
Um die in diesem Jahre angeschaffte silberne Fahnenspitze bezahlen zu k6nnen, war die Bruderschaft wieder gezwungen, verschiedene Königsschilder von der Kette zu verkaufen. Diesmal wurde leider auch das von Herrn von Raesfeld gestiftete Bruderschaftsschild mitverkauft. Das Bierbrauen muss auch wohl einen Grund zur Klage abgegeben haben, denn der Vorsteher und die beiden Scheffer wurden von der Bruderschaft ermahnt, beim Brauen gut acht zugeben, damit alles im Interesse der Bruder ordnungsmäßig vollzogen würde. 
Bis jetzt wissen wir nur, dass die Johanni-Bruderschaft nach dem Vogel geschossen hat. Es ist aber anzunehmen, dass schon bald nach der Gründung der Bruderschaft am Tage nach dem Vogelschießen auch Scheibenschießen veranstaltet wurde. Zum ersten Male ist in dem Protokollbuche die Rede vom Scheibenschießen im Jahre 1806. Der beste Schütze beim Scheibenschießen erhielt zur Belohnung entweder eine silberne Medaille oder, was noch wahrscheinlicher ist, einen silbernen Esslöffel, welche sie dann stolz zur Schau trugen. Das Scheibenschießen wurde abgehalten in den Schluchten in der Nähe der Stadt. 
Im Jahre 1808 wurde wiederum kein Schützenfest gefeiert; um der immer mehr überhand nehmenden Unpünktlichkeit zu steuern, mussten im Jahre 1810 Strafgelder festgesetzt werden.
Das letzte Schützenfest vor den Freiheitskriegen wurde im Jahre 1811 gefeiert. Im Gegensatz zu der alten Gepflogenheit, den Königen und den Offizieren während des Festes Pfeifen und Tabak zu verabreichen, beschloss die Bruderschaft, dass in Zukunft die Herren Könige und die Herren Offiziere keine Pfeifen und Tabak auf Vogelschießen aus dem Gelang erhalten können, und wenn dann die Herren Geistlichen kommen, so sollen Pfeifen und Tabak vom Herrn Vorsteher angeschafft werden, welches er berechnen kann, während die Herren Scheffer hiervon keine Rechnung zu machen brauchen. Man wollte sparen, weil Schulden da waren, und um dieselben zu tilgen, verkaufte die Bruderschaft wiederum neun Schilder aus der Königskette. 
Nach den Freiheitskriegen wurde in den darauf folgenden 85 Jahren bis zur Jahrhundertwende im ganzen 49mal ein Schützenfest gefeiert. Man muss bei der Betrachtung dieses Zeitabschnittes wohl bedenken, dass das Münsterland eine Übergangszeit mit durchzumachen hatte. 
Jahrhundertelang hatte es unter dem Krummstab (auch Bischofsstab genannt; hier: Sinnbild der bischöflichen Gewalt) glücklich und zufrieden gelebt, und nun war plötzlich ein solches Durcheinander und kurz aufeinander ein mehrmaliger Wechsel der Landesherrschaft gekommen; zudem hatten die Preußen eine andere Art zu regieren wie die bischöflichen Beamten in den vergangenen Jahren. Die älteren Leute konnten sich überhaupt nicht mit der neuen Zeit abfinden, und so kann man es verstehen, dass die Billerbecker Paohlbürger in manchen Jahren keine Lust zu Schützenfestfeiern hatten. 
Im Jahre 1851 wurde wegen der Mission kein Schützenfest gefeiert, und 1860 wurde in Billerbeck das 1050 Ludgerus-Jubiläum feierlich und festlich gegangen. 1m Jahre 1864 war es der Krieg gegen Dänemark, 1866 der Krieg gegen Österreich und 1870/1871 der Feldzug gegen Frankreich, der die Bruderschaften veranlasste, das Vogelschießen und Schützenfestfeiern ausfallen zu lassen. 
1878 hatte die Bruderschaft bei der städtischen Sparkasse ein Guthaben von 300 Mk. In diesem Jahre wurde die bis dahin weiße Fahne blau gefärbt, welches 3,5 Mk. kostete. Außerdem wurde in diesem Jahre eine neue weiße Fahne angeschafft. Die gefärbte und die neue Fahne wurden mit Bildern bemalt. Auf der einen Ecce homo und Mater dolorosa, auf der neuen der hl. Ludgerus und der hl. Johannes von Nepomuk. Die neue Fahne kostete 168 Mk., das Bemalen der beiden 60 Mk. 
 
Dieses Bild, eine der wenigen erhaltenen Aufnahmen aus der ersten Zeit der Photographie, zeigt eine Anzahl Mitglieder der alten St. Johanni-Bruderschaft um 1860. Die obige Gesellschaft hat sich im Hofe des heutigen Schlenkerschen Hauses, Eingang von der Mühlenstraße, photographieren lassen. 
Besonders erwähnenswert ist noch, dass unter dem früheren Vorsteher Reinhold Heßling versucht wurde, mit der Ludgerianischen Bruderschaft die Schützenfeste gemeinschaftlich zu feiern. Zweimal, im Jahre 1893 und 1895, feierten beide Schützengesellschaften gemeinschaftlich. Es lag aber keine Möglichkeit vor, das gemeinsame Feiern für die Zukunft beizubehalten. 
Unter dem Vorsteher Heßling wurde auch die jährliche Feier unter dem Weihnachtsbaum angefangen. 
Die Mitgliederzahl der Bruderschaft war in den Gründungsjahren zwischen 60 und 70. Im Jahre 1825 gehörten 58 Brüder zur Bruderschaft, 1855 stieg die Anzahl der 
Bruder auf 87, fiel dann 1863 auf 71 und 1865 auf 51 Mitglieder. Danach kam wieder ein Aufstieg der Johanni-Bruderschaft im Jahre 1872 auf 75 Brüder. Hierauf folgte wieder eine Zeit des Niedergangs. 1878 waren es nur noch 63 und 1880 sogar nur noch 48 Bruderschaftsmitglieder. Im Jahre 1887 erreichte die Mitgliederzahl wieder die Anzahl von 90. Auf diesem Stand blieb die Bruderschaft für lange Zeit stehen. 
Zum Schluss unserer Geschichte müssen wir noch einige Gebräuche erwähnen, die bei der Feier des Schützenfestes üblich waren. Da ist zunächst der nur noch an einigen Orten stattfindende Fahnenschlag bemerkenswert. Der Fahnenschlag geschah zu Ehren des Königs, und es war eine Kunst, dieses richtig auszuführen. Der letzte, der in Billerbeck den Fahnenschlag ausführen konnte, war H. Sievers. Dann ist noch der Hahnenschlag zu erwähnen. Am Tage nach dem Scheibenschießen wurde auf dem Schild ein getöteter Hahn mit dem Kopf nach unten an ein Seil gebunden und quer über die Straße gehalten. Während nun einer der Schützenbrüder mit einem Säbel versuchte, den Hahn zu köpfen, wurde das Seil straff angezogen. Hinterher wurde eine Hahnensuppe gekocht und verzehrt. Findige Köpfe besorgten auch wohl von einigen Mitgliedern zu diesem Hahnenschmause noch Eier und Kartoffeln und das notwendige Bier, und so wurde der dritte Tag oft noch recht kräftig gefeiert. 
In der neueren Zeit ist der Hahnenschlag aus dem Gebrauch gekommen. Es war bekanntlich ein altes Recht der Bruderschaft, auf dem Rathause zu feiern. Dieses Recht ging zu Ende mit dem Abbruch des alten Rathauses. In früheren Zeiten wurde bei der Feier des Schützenfestes fast nur Bier getrunken. Es muss ferner Sitte gewesen sein, dass der König einen Ehrentrunk aus einem silbernen Becher nahm. In den 70er und 80er Jahren müssen noch zwei Becher da gewesen sein, die sich allerdings im Privatbesitz befanden und der Bruderschaft nur geliehen wurden. Es wird erzählt, dass der damalige Besitzer der Becher, Wübken, an der alten Ludgerikirche, die beiden Becher im Besitz hatte. Wurde nun jemand König, mit dem er es gut konnte, dann wurde aus dem schöneren Becher getrunken, im anderen Falle gab er den weniger feinen her. 
Die Musik wurde in früheren Jahren meistens von Gelegenheitsmusikanten ausgeführt. Lange Jahre hat eine Musikerfamilie Greving aus dem Kirchspiel Coesfeld der Bruderschaft die Musik gestellt. In den letzten Jahren wird die Musik ausgeführt von der rühmlichst bekannten Billerbecker Feuerwehrkapelle. 
Wir schließen unsere Bruderschaftsgeschichte mit einem dankbaren Gedenken an den ersten Protokollführer der Johanni-Bruderschaft, Johann Nikolaus Haustadt, ohne dessen Aufzeichnungen wir heute wohl nichts über den Ursprung und die Gründung unserer Bruderschaft wüssten
Hoch lebe die Bruderschaft!

 

Alter Druckstock der St. Johanni-Bruderschaft
Alter Druckstock der St. Johanni-Bruderschaft
Wappen der Stadt Billerbeck mit dem hl. Ludgerus
Wappen der Stadt Billerbeck mit dem hl. Ludgerus


St. Johanni-Schützenbruderschaft nach 1925

Auszug aus dem Bericht von Heinrich Fasse, Amtsdirektor a. D.

Aufzeichnungen oder Niederschriften über Versammlungen und Feste der Bruderschaft sind seit 1930 leider unterblieben, weshalb versucht werden soll, wenigstens die wesentlichen Ereignisse und Begebenheiten, soweit sie feststellbar sind, hier nieder zuschreiben, um sie so der Nachwelt zu erhalten.

 

1931, 1932, 1933 fiel das Schützenfest infolge der durch große Arbeitslosigkeit bedingten schlechten Zeit aus, dafür wurde 1932 nur ein Sommerfest (ohne Vogelschießen) und 1933 nur ein Tanzkränzchen gefeiert. 1935 und 1936 wurde der Kosten wegen gemeinsam mit den Junggesellen gefeiert. Das letzte Schützenfest der Johanniter vor dem Krieg fand 1936 statt. König war Hermann Tenholte von der St.-Ludgeri-Bruderschaft. Johanniter-König im Jahre 1935 war "Opa" Ringkamp, der zugleich Jubelkönig war.

 

Am 10. Mai 1936 wurde im Gasthof Wwe. Anton Hellmann eine Versammlung abgehalten, in der beschlossen wurde, wieder, wie im Vorjahre, mit der St.-Ludgeri-Bruderschaft das Schützenfest zu feiern.

Der Jahresbeitrag sollte 1,50 Mark betragen. Für das ausscheidende Vorstandsmitglied Bernard Wübken wurde Josef Kösters gewählt und ihm die Kasse mit 3,25 Mark übergeben.

Das Schützenfest 1936 fand am 14. Juni nach Vätersitte statt, es war, wie schon mitgeteilt, das letzte der Johanni-Bruderschaft vor dem Krieg.

 

Am 24. April 1936 war auf Veranlassung der Ortsgruppe der NSDAP eine Versammlung der drei Vorstände der Billerbecker Schützenvereine im Gasthof Hoppenberg einberufen, um mit den Vorständen wegen Verschmelzung der drei Vereine zu einem "Allgemeinen Billerbecker Schützenbund" zu verhandeln. In. dieser, unter Leitung der mächtigen Partei stehenden Versammlung, haben sich der "Allgemeine Bürger-Schützenverein" und der "Junggesellen-Schützenverein" (St.-Ludgeri-Bruderschaft) zu dem "Billerbecker Schützenbund" zusammengeschlossen.

 

Bei der Debatte über die Aufnahme der St.-Johanni-Bruderschaft wurden von Seiten der Ortsgruppe Bedenken geltend gemacht, weil diese kirchlich sei.

Da die nationalsozialistische Partei van kirchlichen Dingen nichts wissen wollte, lehnten auch die Vertreter der Johanni-Bruderschaft die Überführung in den NS-Schützenbund kategorisch ab. Im übrigen blieb auch die Verschmelzung nur auf dem Papier, innerlich waren alle Schützenbrüder gegen den Zusammenschluss, der unter dem Zwang der Verhältnisse auch nur von kurzer Dauer war.

 

Am 29. April 1937 stellte die St.-Johanni-Bruderschaft trotz des Verbots, sich weltlich zu betätigen, den Antrag auf Genehmigung eines Schützenfestes. Wie nicht anders zu erwarten war, verfiel der Antrag der Ablehnung mit der Begründung, der Verein sei ein kirchlicher mit folgendem Schreiben:

 

Billerbeck, den 03. Mai 1937 Der Amtsbürgermeister

 

An die St.-Johanni-Bruderschaft z. H. Herrn Heinrich Koebrügge "Auf Ihren Antrag vom 29.04. wird Ihnen mitgeteilt, dass die Genehmigung zur Veranstaltung eines Schützenfestes nicht erteilt werden kann, weil Sie nach Ihren eigenen Angaben ein kirchlicher Verein sind. (Unterschrift)"

 

 

 

Mündliche Vorstellungen der Vorstandsmitglieder bei dem hiesigen Ortsgruppenleiter und der Behörde hatten keinen Erfolg. Seitdem ruhte jegliche Vereinstätigkeit der Bruderschaft. Kein Wunder, dass die Mitgliederzahl seit der Zeit stetig abnahm und am Ende 1937 nur noch 32 betrug gegen 90 im Jahre 1930. Van der Partei als Schützenverein nicht anerkannt, erhielt die Bruderschaft auch keine Einladung zu der "feierlichen" Gründungsversammlung des Billerbecker Schützenbundes, die am 19. August 1936 stattfand. Das Bestehen der St.-Johanni--Bruderschaft war nach den Worten eines nationalsozialistischen Redners in der besagten Versammlung "der Volksgemeinschaft schädlich und der nationalsozialistischen Weltanschauung abträglich".

2. Schützenfesttag 1935

 

Die Johanniter hätten zwar gern ihre gewohnten Schützenfeste weiter gefeiert, waren am Ende aber froh, den Wehrsport des Schützenbundes nicht mitmachen zu müssen. Die zusammengeschlossenen Vereine unterstanden nämlich dem national-sozialistischen Reichsbund für Leibesübungen (RfL) und mussten regelmäßig Pflicht-Schießübungen (Wehrsport) abhalten, an Opferschießen für das Winterhilfswerk (WHW) und an den vielen Treffen und Großveranstaltungen der Partei teilnehmen sowie auch hohe Beiträge zahlen. Der eigentliche Zweck und Sinn dieser altehrwürdigen Vereine traten immer mehr in den Hintergrund, bis sie schließlich völlig außer acht gelassen wurden.

 

Infolgedessen Flaute -trotz Strafandrohung - die Beteiligung an den Schießübungen und das Interesse an dem Schützenbund stetig ab, so dass schließlich Zwangsmittel angewandt werden mussten, wie man es ja bei allen Parteiversammlungen und –veranstaltungen gewohnt war.

Am 5. Juli 1937 wurde von der Partei, der NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" und dem Billerbecker Schützenbund mit großem Aufwand bei der Wirtschaft Riesenbeck ein Volksfest aufgezogen und hierbei neben der Scheibe auch nach einem Vogel geschossen, doch kam keine echte, frohe Schützenstimmung bei der Mehrheit nicht auf, weil man das Gefühl des Zwanges nicht los wurde.

 

Das Jahr 1949 war für die Billerbecker Schützengeschichte, insbesondere der St.- Johanni-Bruderschaft von außerordentlicher Bedeutung. Es erfolgte nämlich am 3. Juli, am Tage der Feier des 200jährigen Jubiläums der Zusammenschluss aller 3 Schützenvereine von Billerbeck. 

2. Schützenfesttag 1935
2. Schützenfesttag 1935
Bild um 1925 mit den beiden Scheffern (jeweils außen) und nicht näher bekannten Schützenbrüdern
Bild um 1925 mit den beiden Scheffern (jeweils außen) und nicht näher bekannten Schützenbrüdern


St. Johanni-Schützenbruderschaft ab 1957

Von Fritz Koebrügge, Ehrenpräsident der Bruderschaft

1949 erfolgte der Zusammenschluss der 3 Schützenvereine Ludgeri-Bruderschaft, Bürgerschützenverein und Johanniter-Bruderschaft unter dem Namen »Allgemeiner Billerbecker Schützenverein«.

Dieser Zusammenschluss erscheint nicht rechtswirksam; die Vorstandsmitglieder der Johanniter votierten zwar mehrheitlich hierfür, jedoch waren die satzungsgemäßen Voraussetzungen seitens der St. Johanni-Bruderschaft für eine Verschmelzung nicht gegeben.

Von 1949 bis 1956 wurden von den zusammengeschlossenen Vereinen sehr schöne Schützenfeste gefeiert. Es waren jeweils stattliche Festzüge, und alle drei Fahnen wurden in den ersten Jahren mitgeführt. Doch zeigten sich bald gewisse Mängel sowie Unzufriedenheiten kamen auf. Von diesen Mängeln soll hier erwähnt werden, dass kein genügend großer Saal zur Verfügung stand, um alle Schützenfestteilnehmer unterzubringen.

Der wirtschaftliche Aufstieg in der Heimat ging sehr schnell vonstatten. Viele alte Mitglieder traten an den ehemaligen Vorstand der Bruderschaft heran und sagten: »Laßt uns die Bruderschaft wieder ins Leben rufen!« So kam es dann zu der ersten Versammlung am 2. 12. 1956 im Gasthaus »Zur Quelle«. Schon diese Versammlung und die Opferbereitschaft der Mitglieder ließen erkennen, dass dieses Unternehmen nicht hoffnungslos war. Es folgten weitere Versammlungen. Man sah auch die Schwierigkeiten, da die alten Bruderschaftsunterlagen usw. in den Händen des Allgemeinen Billerbecker Schützenvereins waren, dass dieses Aufleben lassen der Bruderschaft nicht einfach war. Von Seiten des Allgemeinen Billerbecker Schützenvereins sah man es nicht gern, dass sich die St.-Johanni-Bruderschaft wieder selbständig machen wollte. Man vertrat die Meinung, dass diese Bruderschaft nicht lebensfähig sei.

Festzug zur Kranzniederlegung am Kriegerehrenmal

 

Trotz aller Schwierigkeiten entschloss man sich, nachdem man ein Statut ausgearbeitet und die Bruderschaft neu gegründet hatte, im Jahre 1957 wieder ein Schützenfest zu feiern. Man zählte schon eine stattliche Anzahl von neuen Mitgliedern. Auch die noch lebenden alten Mitglieder waren wieder eifrig dabei.

 

Zum ersten Schützenfest fehlten nun die Fahne und die Königskette. Der Allgemeine Billerbecker Schützenverein behauptete, durch den Zusammenschluss rechtmäßiger Besitzer dieser Sachen zu sein. Die so genannte Kirchenfahne der Bruderschaft war während des Krieges in der Obhut der Kirche. Sie wurde nach dem Kriege, als der Allgemeine Billerbecker Schützenverein gegründet wurde, restauriert Mit dem Zusammenschluss der 3 Vereine war sie als Vereinsvermögen mit übergeben worden.

 

Da keine Königskette in unserem Besitz war, mussten wir uns von einem Coesfelder Schützenverein eine Kette leihen. Vor dem Fest wurde von allen Mitgliedern manches Opfer gebracht, so dass dann das Fest starten konnte.

Erster König wurde der Stellmachermeister Bernhard Menke, Königin Anna Bäumer, Ehrendamen Frau Menke und Frau Heßling. Der König hatte den ersten Vogel gestiftet und holte ihn später von der Stange. Das Fest verlief gemütlich und in bester Harmonie. Dieser erste Start in der Öffentlichkeit berechtigte zu weiteren Festen und gab allen Schwung und Vertrauen. Auch fand am 2. Tag eine Nachfeier statt, die aber von verschiedenen Gruppen in mehreren Gaststätten gehalten wurde. Diese Art von Nachfeier wurde jedoch nicht für sinnvoll gehalten.

I . König nach dem Kriege: Bernhard Menke 1957

 

Für die Wintermonate wurde dann auch ein so genanntes »Winterfest« eingeführt, kurz vor Karneval. Im Gegensatz zu dem Winterfest des Allgemeinen Billerbecker Schützenvereins nannte man es »Bunter Abend« und feierte ein Kappenfest mit karnevalistischem Einschlag. Bei diesen Festen war jeweils der König eine Art Prinz Karneval, und auch diese Feste waren sehr gemütlich

Nach einigen Jahren wurde aber von dem Fest mit karnevalistischem Einschlag Abstand genommen. 1m Laufe der folgenden Monate ließen sich immer mehr Mitglieder eintragen. Ein reger Schriftwechsel mit dem Allgemeinen Billerbecker Schützenverein setzte ein, und es gab manche harte Auseinandersetzung, aber die Herausgabe der Fahne, Schützenkette und Bücher blieben zunächst aus.

 

Das Schützenfest 1958 wurde vorbereitet. König wurde Maurerpolier Georg Muddemann, der sich Frau Maria Tenholte zur Königin, seine Ehefrau und Sophie Schürmann zu Ehrendamen erwählte. Dieses Fest verlief in bester Harmonie. In diesem Jahr hatte die Bruderschaft einen goldenen Jubelkönig. Josef Hakenes, mit seiner Ehefrau als Königin.

Beide fuhren, entsprechend mit Gold dekoriert, in einer Sonderkutsche im Festzug mit. Nach dem Festzug sprach sogar der Jubelkönig zur Bruderschaft und zur Bevölkerung. Hier sei erwähnt, dass zu dem Fest und zu den Umzügen auch jeweils der Bürgermeister und der Amtsdirektor eingeladen wurden und dass der Bürgermeister nach der Parade einige W orte sprach und dem König den Pokal mit Sekt überreichte, der durch den Königswagen ging, zum Bürgermeister und zum Vorstand, bis die Flasche geleert war.

Zu dem Fest sei noch erwähnt, dass unsere Offiziere zu Pferde und auch die Mitglieder, das so genannte Fußvolk, beim Festzug einen disziplinierten Eindruck machten, was von der Bevölkerung mit Anerkennung vermerkt wurde.

 

Zum Fest 1958 wurden die alte Bruderschaftsfahne und die Schützenkette von dem Allgemeinen Billerbecker Schützenverein leihweise der Bruderschaft überlassen.

Nach dem Fest wurden diese Sachen jedoch nicht wieder zurückgegebenen Da die Bruderschaftsfahne alt war, wurde beschlossen, zum Fest 1959 eine neue Fahne anzuschaffen. Von den Mitgliedern wurde wieder manches Opfer gebracht Die Fahne sollte etwa DM 1.000 kosten. Eine Firma aus Krefeld wurde mit der Anfertigung eines Entwurfes beauftragt und erhielt auch später den Auftrag zur Herstellung. Im Frühjahr 1959 wurde die Fahne geliefert

Die Fahne musste nun auch entsprechend aufbewahrt werden. Man entschloss sich zur Anfertigung eines Schrankes, worin die Fahne und die sonstigen Utensilien wie Hüte, Schärpen, Säbel usw. aufbewahrt werden sollten.

Das Holz wurde gestiftet, und der Schrank wurde sozusagen kostenlos von den Holzhandwerkern der Bruderschaft gefertigt. Schon seit 1958 bemühte sich die historische Schützenbruderschaft um den Beitritt der St. Johanni-Bruderschaft: zu ihrer Organisation. Mehrere Jahre dauerte diese Werbung, aber die Bruderschaft trat aus finanziellen Gründen dieser Dachorganisation nicht bei.

Dann nahte das Schützenfest 1959. Bei diesem Fest sollte nun die neue Fahne geweiht und das Fest besonders aufgezogen werden. Entsprechende Vorbereitungen waren notwendig. Zur Fahnenweihe wurde Domkapitular Friedrichs aus Münster eingeladen, der die Weihe gern vornahm. Am Vormittag war zunächst der Festgottesdienst mit Predigt und am Nachmittag die Kranzniederlegung mit Ansprache und Fahnenweihe. Das Wetter war günstig und ganz Billerbeck war auf den Beinen. Ich glaube sagen zu dürfen, dass gerade diese Fahnenweihe etwas Besonderes, allen zu Herzen Gehendes war, wobei vor allem die Ansprache des Domkapitulars erwähnt werden muss Diese feierliche Handlung gab dem ganzen Fest eine eigene Note. Auch waren die Schützenvereine aus Stadt und Kirchspiel sowie die St.-Antonius-Bruderschaft aus Coesfeld erschienen. Es war ein herrlicher Festzug zum Sportplatz Brock Dann fand im Herbst 1959 das große Ludgerus- und Ortsjubiläum statt, wo im historischem Festzug nochmals alle Königswagen der Schützenvereine mitfuhren und . auch die Bruderschaft mit Fahne, Oberst und Königswagen vertreten war.

Es muss berichtet werden, dass ab 1959 der Streit um unser Vereinsvermögen (Bücher, Fahne, Schützenkette) mit dem Allgemeinen Billerbecker Schützenverein einschlief. Man wollte sich nicht mehr streiten und lieber als gleichwertige Vereine zusammenarbeiten. Diese Zusammenarbeit wurde in den folgenden Jahren immer besser zum Wohle beider Vereine. 1m Rahmen der guten Zusammenarbeit aller örtlichen Schützenvereine kam man überein, jeweils im Oktober eine Versammlung aller Vereinsvorstande bzw. Abordnung abzuhalten und die kommenden Schützenfeste terminmäßig festzulegen, damit keine Überschneidungen vorkommen. Bei diesen Versammlungen wurden auch allgemeine Fragen besprochen.

Aus Platzgründen kann wohl nicht über jedes Schützenfest ausführlich berichtet werden.

Fahnenweihe durch Domkapitular Friedrichs, 1959.

1961, Hermann Ahlers, Willi Hertz und Wilfried Holzknecht

 

Zum Schützenfest 1960 probten drei Schützenbrüder einen neuen Fahnenschlag ein. Auch wurden drei Schlagfahnen angeschafft. Dieser Fahnenschlag war ein voller Erfolg. Wenn auch nach einigen Jahren der eine oder andere Fahnenschläger sein Amt niederlegte, so traten neue Fahnenschläger auf, und wir konnten uns beim Schützenfest immer mit einer zackigen Gruppe sehen lassen. Die Mitgliederzahl war 1960 auf 175 Personen angewachsen. Bei den jeweiligen Generalversammlungen wurde immer wieder gefordert, auch Junggesellen aufzunehmen. Dieses war aber einmal aufgrund der Statuten nicht möglich und zum anderen sah der Vorstand dieses zunächst nicht als unbedingt erforderlich an. Jedoch bei der Generalversammlung 1962 wurden die Statuten geändert, und von da ab konnten auch Junggesellen Mitglieder der Bruderschaft werden. Im Jahre 1972 wurde dann der erste Junggeselle König. Es war Norbert Pollecker. Er gehörte zur Gruppe der Fahnenschläger.

Erwähnt werden darf auch, dass 1961 auf Einladung der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften die StJB am Festzug in Coesfeld anlässlich des Bundeskönigsschießens mit einer Abordnung teilnahm, ebenfalls 1962 in Werl, obwohl die StJB nicht Mitglied der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften war. Sie unterhält lediglich freundschaftliche Beziehungen, besonders zur St.-Antonius-Bruderschaft in Coesfeld.

 

Im Jahre 1963 stellte die Bruderschaft auch eine Abordnung zur 1OO-Jahr-Feier der St-Lamberti-Hansa-Schützenbruderschaft in Münster. Viele Jahre wurde auf dem so genannten »Brock«, auf dem alten Sportplatz, nach dem Vogel geschossen. Dieses städtische Gelände wurde als Industriegelände verkauft, und es musste ein neuer Schießplatz gesucht werden Obwohl man zunächst für alle Vereine nur einen Schießplatz einrichten wollte, wurde man sich über die Standortfrage nicht einig. Die Bruderschaft errichtete dann 1966 einen Kugelfang an der Kolvenburg, wo mehrere Jahre nach dem Vogel geschossen wurde. Auch die Kolpingfamilie schoss einige Jahre an der gleichen Stelle nach dem Vogel. Aber aus hygienischen Gründen, kein Fließwasser, keine ordentlichen Toilettenanlagen, musste auch dieser Platz aufgegeben werden, zumal an der Stelle eine Schule erbaut werden sollte und somit weitere Investitionen nicht angebracht waren. Somit entschloss man sich, ab 1972 auf dem Weihgarten nach dem Vogel zu schießen.

 

Im Jahre 1969 wurde der Präsident, Paul Koebrügge, erneut Schützenkönig. Er hatte bereits 1934 den Vogel abgeschossen. Hier muss noch erwähnt werden, dass Paul Koebrügge von 1957 bis 1969 Präsident und anschließend Ehrenpräsident der Bruderschaft war. Aus Alters- und Gesundheitsgründen stellte sich 1969 der langjährige Präsident Paul Koebrügge nicht zur Wiederwahl Zum Nachfolger wurde Ludger Menke gewählt Er hatte dieses Amt drei Jahre inne und schied ebenfalls aus Gesundheitsgründen aus. Bei der Generalversammlung 1972 wurde Karl Lanfermann sen. zum neuen Präsidenten gewählt, der bis 1977 die Geschicke der Bruderschaft leitete. 

 

Festzug zur Kranzniederlegung am Kriegerehrenmal
Festzug zur Kranzniederlegung am Kriegerehrenmal
I . König nach dem Kriege: Bernhard Menke 1957
I . König nach dem Kriege: Bernhard Menke 1957

Fahnenweihe durch Domkapitular Friedrichs, 1959
Fahnenweihe durch Domkapitular Friedrichs, 1959
1961, Hermann Ahlers, Willi Hertz und Wilfried Holzknecht
1961, Hermann Ahlers, Willi Hertz und Wilfried Holzknecht
1963, Antreten der Schützen auf der Schmiedestraße
1963, Antreten der Schützen auf der Schmiedestraße

225 Jähriges Jubiläum der Johanniter im Jahre 1974

Zu einem großen Erlebnis und farbenprächtigen Schauspiel wurde das Jubiläumsfest 1974. Unter zahlreicher Beteiligung der Billerbecker Bevölkerung wurden Wilhelm Krüger als Kaiser und Josef Pollecker als König gekrönt.